Die Mecklenburger Globetrotter führten in den 90ern jährlich große Touren durch viele Länder verschiedener Kontinente durch. In den letzten Jahren gab es diese Touren nicht mehr, da es nur wenige aktive Mitglieder gab. Claus, unser Vereinsvorsitzender, fuhr meist allein für mehrere Wochen durch die Welt, gab den Verein aber nie auf und war immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Das ist geglückt und mittlerweile sind wir wieder eine ansehnliche Truppe geworden.
Schon Ende letzten Jahres vereinbarten wir, uns in diesem Jahr an eine große Tour durch Schweden und Norwegen zu wagen. Lange fieberten die „Neuen“ dieser Tour entgegen, schließlich waren die meisten noch nie so lange mit dem Motorrad in Urlaub. Das brachte dann gleich mehrere Probleme. Claus, der die Tour plante, wusste nicht, was er uns an täglichem Fahrvolumen zutrauen konnte. Damit waren keine festen Etappenziele und Quartierbuchungen möglich. Wegen der Gruppengröße sind spontane Hotelbuchungen problematisch, Zeltübernachtungen eventuell erforderlich. Das hieß für uns, neben normalem Gepäck auch Zelt, Luftmatratze und Schlafsack mitnehmen. So sahen unsere Motorräder dann auch wie Lastesel aus. Die Angst, damit Fahrvergnügen einzubüßen stellte sich schnell als falsch heraus, PS sei Dank.
So, nun aber zur Fahrt. Mitfahrer waren, Marion und Claus, Jana und Uwe, Dagmar und Volker, Holger und Gerd. Insgesamt 7 Motorräder und ein PKW. Los ging es am 28.06.2014 um 6.00 Uhr in Sildemow und von da ab zur Fähre nach Trelleborg. Nach langweiligen 6 Stunden Überfahrt ging es dann an der Ostküste Schwedens über Simrishamn nach Tollarp zum ersten Quartier. Soweit so gut, aber am Wochenende ist die Versorgungslage in kleinen Orten schwierig. Wenig Lokale und Tankstellen und Raststätten sind am Wochenende erst ab 10 Uhr morgens auf. Da waren wir schon lange hungrig auf der Strasse. Zu schnell durfte man nie unterwegs sein denn allzu oft gab es stationäre Radarkontrollen. Über die E22 ging es dann bis Kalmar. Ab dieser Etappe hatten wir dann einen ständigen Begleiter, den Regen. Irgendwie haben wir jeden Tag was abbekommen, mal mehr, mal ganz wenig. Schlimm war es nicht, schließlich hatten wir ja auch Regenkleidung im zum Teil umfangreichen Gepäck. Leider verlor die schöne Landschaft bei diesem Wetter viele Reize, alles grau in grau. Es war aber keine Regentour, wir wurden mit vielen Himmelsfarben von tiefem blau mit viel Sonne, grauem Regenwetter und tiefschwarzem verhangenen Himmel begleitet. Gute Fotos gab es zuhauf. Kurios war, dass wir immer gutes Wetter hatten, wenn wir das Etappenziel erreicht hatten. Es war also klar, wir kriegen irgendwie Regen wenn wir fahren und Sonne wenn wir am Ziel sind. Darauf war Verlass. Kalmar ist eine sehr gepflegte Kleinstadt und besitzt eine sehr schöne mittelalterliche Burg. Von Kalmar ging es am nächsten Tag zunächst über eine große Brücke auf die Insel Öland. Dort besichtigten wir eine große Burgruine und die Gärten von Schloß Borgholm, dem Sommersitz des schwedischen Königshauses. Danach zurück und ab ins Landesinnere bis nach Jönköping, an der Südspitze des Vetternsees. Ebenfalls eine sehr schöne Stadt. Am 01.07.2014 ging es am Westufer des Vetternsees weiter nordwestlich bis nach Karlstadt. Wir waren lange unterwegs und hatten das erste Mal viel Regen und Probleme eine Unterkunft zu bekommen. Irgendwie waren wir dann zu kaputt um den Geburtstag von Holger gebührend zu feiern. Ich glaube er war ein wenig enttäuscht. Über die E45 ging es dann bis hinter Mora nach Nopikosski. Es war anstrengend mit Regen, Wind und Rollsplitt und auch die Übernachtungsfrage war offen. Das Quartier war dann eine gewöhnungsbedürftige ziemlich heruntergekommene und schmutzige Jugendherberge. Wir hatten das Haus für uns, was es nur wenig erträglicher machte. Das nächste Etappenziel und damit das letzte in Schweden, war Östersund. In Östersund fand jedoch gerade ein Fussballturnier statt, es gab keine einzige freie Übernachtungsmöglichkeit. Claus ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und fand ca. 10 km hinter Östersund unser Hotel. Später erklärte uns der nette Hotelangestellte, der extra für uns kochte, dass viele, die in Östersund übernachten, auch Nopikosski kennenlernen durften. Ein schwacher Trost. Eine weitere berichtenswerte Sache waren die sich andeutenden Probleme zweier Motorräder. Die Harley von Volker bekam Probleme mit dem Anlasser und startete nicht immer zuverlässig. Meine Kawasaki fing an, Geräusche zu machen, ein Lagerschaden? Sie hat aber durchgehalten. Am nächsten Morgen mussten wir die Harley das erste Mal anschieben. Nach einigen weiteren Starts zog der Anlassermagnet dann gar nicht mehr. Wir haben Volker dann immer abwechselnd bis zum Ende der Fahrt angeschoben.
Von Östersund ging es dann nach Trondheim in Norwegen. Eine atemberaubende Abfahrt ins Tal, die Landschaft in Norwegen war schlagartig anders und gefühlt viel schöner. Auch hier waren die Hotels belegt und wir konnten nur in einem Studentenhotel , dass wir am Vorabend buchten, unterkommen. Es war teuer und fand ebenso wie Nopikosski nur wenig Zuspruch. Trotzdem war der Abend in der Stadt schön. Von hier wollten wir dann nach Molde. Da wir gut unterwegs waren, beschlossen wir, weiter zu fahren um so dicht wie möglich an die Trollstiegen, unsere erste richtige „Bergetappe“ heranzukommen. Gelandet sind wir auf einem Campingplatz. Hier waren gerade noch zwei Hütten frei. Am nächsten Tag sollte es über die Trollstiegen und den Geiranger zum nächsten Ziel gehen. Leider haben wir nur die Auffahrt bei schönem Wetter geschafft. Auf dem Plateau war Mistwetter, das uns bis zum Geirangerfjord und die Abfahrt zur Stadt begleitete. Eine tolle Strecke, wenn die Sonne scheint. Hier wurden auch erste Defizite einiger Mitfahrer deutlich. Unsicherheit bei Regen, Haarnadelkurven und Bergen. Trotzdem, geschafft haben es alle und das zählt. Gelandet sind wir an diesem Tag in Nordfjordeid. Nach Tagen der „Entbehrung“ wieder mal ein supertolles Hotel. Am 07.07.2014 erreichten wir Bergen, eine beeindruckende Stadt. Das Abendessen gab es in den Fischhallen. So eine Auswahl an Fischen, Schalen-, Krusten- und Säugetieren aus dem Meer habe ich noch nicht gesehen und alles superfrisch. An jeder Ecke gibt es Gaststätten, nicht zu vergessen, die Holzhäuser, die Weltkulturerbe sind. Am nächsten Tag hatten wir den weistesten Tagestrip vor uns. Wir wollten so weit wie möglich an Oslo heranfahren, damit wir keine Probleme bekommen, die Fähre nach Kiel zu erreichen. Wir haben hier die 3000 km-Marke überschritten und konnten auf diesem Abschnitt die Baukunst der norwegischen Tunnelbauer erleben. Kreisverkehre, Serpentinen und Spiralen (ansteigend und absteigend) beeindruckten einen jeden von uns. Dazu die atemberaubende Landschaft. Ungefähr 50 km vor Oslo fanden wir dann am Abend ein Motel. Hier konnten wir dann auch das grandiose WM-Halbfinale gegen Brasilien genießen. Von Oslo ging es dann am 09.07.2014 mit der Color Line nach Kiel zurück. Das waren 20 Stunden angenehme Fahrt mit komfortabler Übernachtung. Pünktlich um 10 Uhr erreichten wir Kiel. Gegen 14 Uhr waren alle heil und ohne Unfälle zu Hause. Insgesamt haben wir 3265 km auf dem Motarrad zurückgelegt.
Insgesamt eine sehr schöne Fahrt. Diejenigen von uns, die neue Motorräder mithatten oder noch nicht so erfahren waren, haben sich weiter entwickelt. Viele wollen mit dem Motorrad zurück nach Norwegen und die Trollstiegen hoch und runter fahren. Da auch fahrerische Defizite ausgemacht wurden und wir im nächsten Jahr durch das fahrerisch viel anspruchsvollere Rumänien düsen wollen, beabsichtigen wir ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren. Hätten wir vorher machen sollen? Vielleicht, aber besser spät als nie. Vielen Dank an alle, die dabei waren und sich für das Gelingen engagiert haben. In erster Linie aber an Claus, der als Einziger wusste, worauf er sich bei diesem Abenteuer eingelassen hat.
Auch wenn es hinterher an mancher Stelle Kritik gegeben hat, sollte diese nicht persönlich, sondern konstruktiv verstanden werden. Wie sagt man so schön, runterschlucken, nach vorn gucken und die linke Hand zum Gruß.
Ich habe viel Geld für Alkohol, Weiber und schnell Autos ausgegeben. Den Rest hab’ ich einfach nur verprasst. Solange es nichts dunkleres gibt, trage ich schwarz.